Zum Hauptinhalt springen

Monsieur Surrealist und sein Geheimnis mit unserem Blick

Kunsthalle Krems: Katalogpräsentation zur Ausstellung "Gregor Schmoll ­― Orbis Pictus"

Katalogpräsentation mit Stephanie Damianitsch und Gregor Schmoll. Foto: Autor

Katalogpräsentation mit Stephanie Damianitsch und Gregor Schmoll. Foto: Autor

Kuratorinnenführung mit Stephanie Damianitsch und Gregor Schmoll. Foto: Autor

Kuratorinnenführung mit Stephanie Damianitsch und Gregor Schmoll. Foto: Autor

"Lies oft im Buch der Natur! / Es zeiget dir der Gottheit Spur, / Und was die Welt dir baut zur Schau / Betrachte prüfend und genau."
(Einleitung von Jacob Eberhard Gailer zum Orbis Pictus, 1842)

Der soeben erschienende Katalog zur Ausstellung "Gregor Schmoll ­― Orbis Pictus" in der Kunsthalle Krems, stellt uns die fotografische Welt des Grazer Künstlers (geb. 1970) vor. Wem es gefällt, der kann sein Exemplar aus zwei verschiedenen Buchdeckeln wählen. Ein Cover zeigt das Haupt des "Orpheus" unter dem Glassturz, das andere zeigt einen Strahl aus weißen Fäden, die zu einem "Keplers Traum" zusammenlaufen.

Man ahnt bereits, dass im Katalog einiges zu entdecken ist und der Leser auf die Probe gestellt wird. In 6 Kapiteln lernen wir den Künstler, der an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Heimo Zobernig studierte, als Surrealisten, als Sammler oder als Forschenden kennen. Auf dem ersten Blick wirken die Aufnahmen im klassischen Schwarz-Weiß ausgeführt, pretentiös und karikierend. Sei es, dass Schmoll sich als "Monsieur Surrealist" ausgibt, der gerne fremde Identitäten berühmter Künstlerpersönlichkeiten annimmt oder indem er die Rolle des Abenteurers in "The Adventurous Journeys of Monsieur Surrealist: The Moone" spielt. Wir lernen ihn als gewitzten Illusionisten kennen, der in "Vexations" sein Gesichtsprofil in Blumenvasen verewigt. Seine Privatsammlung berühmter Werke von bedeutenden Künstlern auf Polaroids verewigt, ist beachtlich ― aber Achtung vor dem Glatteis hinter der Netzhaut! In "Evidence of Dreams" oder in "Orbis Pictus" werden wir erneut auf unsere Sehgewohnheiten und Empfindungen getestet.

Gregor Schmoll könnte man als Bildalchimisten bezeichnen, der es versteht skulpturale Arbeiten mit Fotografie zu verbinden. Er entzieht der Fotografie die Trennlinie zwischen dem Wahrgenommenen und der Fiktion und uns den Boden der Tatsachen. Seine aufwendigen durchdachten Ausstellungsinstallationen, die im Katalog anschaulich dokumentiert sind, steigern die konstruierte Wirklichkeit zu einem (sur)realen Ganzen.

Gregor Schmoll ­― Orbis Pictus
Aufsätze von Stephanie Damianitsch, Sønke Gau,
Andreas Spiegl, Hans-Peter Wipplinger (Hrsgb.)
Kehrer Verlag, Heidelberg, 2014
ca. 26,- EURO
ISBN 978-3-901261-57-2

Credits

Abbildungen oben:

  • © Andreas Herok