Zum Hauptinhalt springen

Kunst=Kapital=CEE=Türkei=Inci Eviner

Eindruck eines Kurzbesuchers auf der VIENNAFAIR 2011.

Radierung von Duplessi-Berteaux nach einer Zeichnung von A.I. Melling (1811). Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Kunstbibliothek (Inv. Lipp LB 41). Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin.

Radierung von Duplessi-Berteaux nach einer Zeichnung von A.I. Melling (1811). Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Kunstbibliothek (Inv. Lipp LB 41). Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin.

Der verregnete Sonntag erleichterte meinen Entschluß, nun doch die VIENNAFAIR zu besuchen. Ich erwartete die üblichen Eindrücke einer Kunstmesse und wurde doch überrascht! Gleich beim Betreten empfing mich eine weiße Wand, deren Eingang zu den ausstellenden Galerien noch gefunden werden wollte. Ein notwendiges Statement?

Erfreulicherweise beeindruckte mich darauf die Besuchermenge, die die Gänge belebte, die sonst gerade am letzten Messe(sonn)tag leer aussehen. Dem Wetter geschuldet? Etwas orientierungslos bewegte ich mich von Stand zu Stand, sog im Vorübereilen die Kunst auf und raffte mich endlich zur letzten Runde auf. Blieb endlich stehen und schaute erstmals genauer auf ein Video: "Harem" von Inci Eviner (2009) läßt das Klischee der orientalen Exotik aus dem westlichen Blickwinkel einmal mehr lebendig werden. Die Vorlage für die Video-Animation liefert eine Radierung von Duplessi-Berteaux nach einer Zeichnung von Antoine-Ignace Melling (1811), die das Innere des später abgebrannten Sommerpalastes in Sarayburnu/Istanbul mit Frauen in ihrem Harem im Alltag des leichtlebigen Daseins abbildet. Die Tatsache, dass zur Romantik sich orientalische Ideale in der Vorstellungswelt des Westens manifestierte, beweist, wie hartnäckig der Orientalismus den aktuellen Diskurs zu islamische Geschlechterrollen beeinflußt. Also verwickelt Inci Eviner mit dieser Vorlage dem Betrachter in Widersprüche, indem sie die Figuren der Radierung nach femininen Vorstellungen durch reale Frauen lebendig werden läßt und so die maskulin begehrlichen Projektionen ersetzt.

Dieses Video wurde von Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (t-B A21) präsentiert. Die von Francesca Habsburg gegründete Stiftung engangiert sich besonders in dauerhaften Projekten in Ländern Mittel- und Osteuropas.

T-B A21 Vienna
Himmelpfortgasse 13
1010 Wien

Vorankündigung:

The Morning Line
am Schwarzenbergplatz, Wien
vom 7. Juni bis 20. November 2011

Ein Klang-Pavillon von Matthew Ritchie mit Aranda\Lasch und Arup AGU
Im Auftrag von Thyssen-Bornemisza Art Contemporary

Eröffnung
7. Juni 2011

Festival für zeitgenössische Komposition
8. bis 11. Juni 2011

Credits

Abbildungen oben:

  • © Andreas Herok