Erarta Gallery: Blue Noses: Random Coincidences
Man könnte das Haus für ein Hotel halten: Vor dem Gebäude wartet einladend eine Terrasse auf Gäste. In der Lobby möchte man gerne einchecken. Ein Shop verkauft Souveniers. Das Café hält verlockende Süßspeisen bereit. Aber Erarta ist kein Hotel sondern ein Museum die eine Galerie unterhält und mit ihrer Sammlung Art-Consulting in St. Petersburg betreibt. Das Unternehmen ist Teil einer Gruppe von vier weiteren Betrieben in New York, London, Zürich und Hong Kong. Die Gruppe handelt ausschließlich mit zeitgenössischer Kunst aus Russland. Das großzügig angelegte Haus ermöglicht auf mehreren Etagen Ausstellungen zu verschiedenen Themen. Kunstvermittlungsprogramme für die Öffentlichkeit dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Getragen wird das Non-profit-Unternehmen vom Erarta Fund. Gegründet wurde es erst vor vier Jahren. Trotz der Expanison in den Westen weiß man erstaunlich wenig über die Personen des Gründerkreises.
Immerhin, die Erarta Gallery lebt leidenschaftlich für die zeitgenössische Kunst Russlands aber fördert KünstlerInnen, die nicht direkt zu aktuellen politischen Themen Bezug nehmen können. Dafür entdeckt man Werke, die die Ikonen des Kommunismus der USSR kritisch hinterfragen, wie zum Beispiel das großformatige Bild von Dmitry Yanovsky (From "The Walls" Series, 2006), das einen bis zu Unkenntlichkeit aufgerissenes Leninportrait zeigt. Die Erarta-Sammlung ist breit sortiert. Man findet auf jeden Fall ein Werk, das man am liebsten mit nach Hause nehmen möchte. Tatsächlich bietet der Museumsshop auch ein Print-Service mit farbgetreuen Kopien auf Leinwand für die kleine Brieftasche an.
Aktuell nimmt Erarta mit einer Ausstellung der Blue Noses an der Manifesta 10 (Paralell Events) teil. Das Künstlerduo Alexander Shaburov und Vyacheslav Mizin betitelt seine Ausstellung mit Random Coincidences, in der westliche Kunstwerke auf ihre Vorbildwirkung für die zeitgenössische russische Kunst seit 1990 untersucht werden. Denn, so Blue Noses, befand sich mit wenigen Ausnahmen die Gegenwartskunst der USSR und später die Russlands, in einer prekären Lage der ständigen Orientierung nach dem Westen. Ein Beispiel dieser These veranschaulicht ein Bild der Ausstellung mit dem Titel «aus der Mappe der Hundigkeit» von Valie Export und Peter Weibel (1968). Es wird gegenübergestellt mit dem Foto «Собака Лавлова» aus dem Jahr 1996 des russischen Performers Oleg Kulig. Die Ähnlichkeit zum feministischen Vorbild ist offensichtlich aber im Ansatz doch grundsätzlich verschieden.
Ausstellungsdauer
27. Juni bis 31. Oktober 2014
Ausstellungsort
2, 29th Line
Vasilievsky Ostrov
Saint Petersburg
Russia, 199106
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Montag von 10 bis 22 Uhr
Credits
Abbildungen oben:
© Andreas Herok