Arnulf Rainer wird 90 Jahre jung. REVUE zeigt neue Werke.
Arnulf Rainer, geboren am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien, signierte seine ersten Arbeiten mit einem "TRRRR". Die Signatur bezog sich auf die soggenannte Hundsgruppe, der er in Wien um 1951 angehörte. Die Gruppe verstand sich als aggresssiver Widerpart der österreichischen Gegenwartskunst während der grauen Nachkriegszeit. Die Aggresssion machte er sich zueigen und behielt sie viele Jahrzehnte. Sie war in jedem seiner Übermalungen informel sichtbar. Überarbeitete Fotografien und Druckgrafiken zeigen uns die Schwärze der menschlichen Seele. Die schnell gezogenen Striche überdecken die Physiognomie eines Antlitzes (oft sein eigenes) und kratzen stellvertretend die seelischen Abgründe unseres Versagens auf.
Heuer jährt sich sein neunzigster Geburtstag. Das Museum in Baden bei Wien, welches seinen Namen trägt, feiert ihn und sich selbst zum 10-jährigen Bestehen im ehemaligen Frauenbad. Rainer hat heute, so scheint es, die Aggression hinter sich gelassen. Er zeigt uns Bilder mit farbigen, ruhig verrinnenden Flächen, die schleierartig, wie Vorhänge den weißen Malgrund verdecken. Friedlich bunt hängen die Bilder im Raum. Sie zeigen keine übermalten Gesichter. Sie genügen scheinbar sich selbst. Da ist kein Zeigen oder Auf-Etwas-Hinweisen-Müssen zu erkennen, sondern wir entdecken kontemplative Malerei eines ganz Großen.
Kurator
Helmut Friedel
Ausstellungsdauer
06.11.2019 – 26.07.2020
Arnulf Rainer Museum
Josefsplatz 5
2500 Baden
Ausstellungskatalog
«Revue 1.0 — Ein Blick auf die Ausstellungen von 2009 bis 2019»
Erschienen bei Koenig Books, London. Farbig, 192 Seiten, Hardcover.
Herausgeber: Helmut Friedl für das Arnulf Rainer Museum, Baden.
Credits
Abbildungen oben:
© Andreas Herok